INTERNATIONAL UNIVERSITY BREMEN

Pomp und Politik - Professor Johannes Paulmann ausgezeichnet

   

Am 12. September erhielt Professor Dr. Johannes Paulmann anlässlich des 44. Deutschen Historikertages in Halle/Saale den mit 6.000 € dotierten Preis des Verbands der Historiker und Historikerinnen Deutschlands.

[ Sep 16, 2002]  Johannes Paulmann, der an der International University Bremen eine Professur für Geschichte innehat, erhält den Preis für sein im Jahr 2000 im Schöningh Verlag erschienenes Buch "Pomp und Politik. Monarchenbegegnungen in Europa zwischen Ancien Régime und Erstem Weltkrieg". Der Preis wird alle zwei Jahre an jüngst Habilitierte vergeben.
Schon im Vorfeld war das Buch von Kritikern gelobt worden. "Der semiotic turn der Historiographie hat nun einen deutschen Klassiker." lobte Patrick Bahners in der FAZ; "Gekonnt analysiert der Historiker, wie sich die Gipfeltreffen der europäischen Monarchen im 19. Jahrhundert wandelten: Aus höfischen Veranstaltungen wurden öffentliche Inszenierungen, bei denen die Medien eine immer wichtigere Rolle spielten." schrieb Volker Ullrich in Die Zeit.

Der Verlag beschreibt das Buch wie folgt:
" 'Alle Stunden ist irgendwo ein feierlicher Augenblick. Im Fluge erledigt sich die auswärtige Politik; es gibt eine Erleuchtung, von der der beamte nichts ahnt. In einer Stunde der Monarchenbegegnung zerschmilzt das Problem, das Kabinette in Jahren nicht bezwingen.'
So beschrieb Walther Rathenau 1919 mit ironischer Distanz eine politische Praxis, die wenige Jahre zuvor noch selbstverständlicher Bestandteil der internationalen Beziehungen gewesen war - die persönlichen Zusammenkünfte zwischen den Monarchen und den Staatspräsidenten der fünf europäischen Großmächte. Die mehr als 200 Begegnungen dieser Art bilden den Ausgangpunkt und Grundlage für dieses Buch, für eine neuartige Strukturgeschichte des europäischen Staatensystems im 'langen' 19. Jahrhundert.
Die Treffen und ihre Inszenierungen - 'Pomp und Politik' - bieten das überaus farbige Material für eine auch kulturgeschichtlich anregende Darstellung. Johannes Paulmann zeigt erstmals, wie eng das europäische Staatensystem mit der monarchischen Herrschaft verknüpft war. Beide veränderten in der Zeit von Ancien Régime bis zum Ersten Weltkrieg ihren Charakter. Die 'Gipfeltreffen' des 19. Jahrhunderts entwickelten sich dabei von kleinen höfischen Veranstaltungen in entlegenen Provinzorten zu großen öffentlichen Ereignissen in den Metropolen Europas. An der Wende zum 20. Jahrhundert vermischten sich in den Treffen Diplomatie und Herrschaftslegitimation, nationales Prestige und Gesellschaftliche Bedürfnisse, Politik und Konsum. Das Buch belegt, wie vielfältig und weit die Monarchenbewegungen wirkten. Es regt dazu an, die scheinbar vertrauten Geschichten über Queen Victoria und Wilhelm II., über Napoleon III., Nikolaus II. und ihre Standesgenossen neu zu betrachten.
Im Welttheater der europäischen Nationalstaaten vor 1914 wurde eine Theatralisierung der internationalen Politik sichtbar, deren mediale innen- und außenpolitische Präsentation uns heute durchaus vertraut anmutet. Das 19. Jahrhundert gewinnt in diesem Buch überraschend neue und aktuelle Dimensionen."



Über den Autor
Johannes Paulmann ist seit Frühjahr 2002 Professor of History an der International University Bremen.

Zuvor war er nach seinem Studium in München und Leicester für zwei Jahre in der allgemeinen Erwachsenenbildung tätig und als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Tübingen, München sowie am Deutschen Historischen Institut in London beschäftigt.

Von 2000 bis 2002 vertrat er einen Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im Jahr 2001 hatte er zugleich eine Gastprofessur für deutsche Geschichte an der Emory University in Atlanta inne.

Seine Arbeitsgebiete umfassen die europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, die Geschichte der internationalen Beziehungen und der transnationalen Entwicklungen seit dem 18. Jahrhundert. Gegenwärtig verfasst er eine Einführung in die Außenpolitik des deutschen Kaiserreichs (1871-1918). Sein nächstes größeres Projekt ist eine Biographie Bernhard Grzimeks (1909-1987).

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Author: Media & Public Relations. Last updated on 23.06.2005. © 2005 International University Bremen, Campus Ring 1, 28759 Bremen. All rights reserved. No unauthorized reproduction. http://www.iu-bremen.de. For all general inquiries, please call IUB at +49 421 200-4100 or mail to iub@iu-bremen.de.